Donnerstag, Mai 29, 2014

Schmutzige Schweizer

"In Spanien und Frankreich badet man im Dreck!" so schrieb diese Woche die Schweizer Boulevardzeitschrift "20Minuten". Und nicht nur das:  trotz dieser aufsehenerrregenden Überschrift muss im Text zugestanden werden, dass in Spanien 96,9% und in Frankreich 94,1% aller untersuchten Küstenbadestellen in Ordnung sind. Vielleicht wurde es den zuständigen Redakteuren an dieser Stelle zu langweilig, es folgt dann der Satz: "Am anderen Ende der Skala rangiert Estland, wo die Wasserqualität bei nur 6 Prozent der Badeorte in Ordnung" sei.

Das verlangt eine Nachfrage - vorausgesetzt, der Gedanke so weit im Norden Europas Baden zu wollen, ist für die empfindlichen Schweizer nicht gar zu verrückt. Die Datenquelle ist in diesem Fall der jährliche Bericht zur Qualität der Badegewässer in Europa, herausgegeben von der Europäischen Umweltagentur (EEA). Dort steht nachzulesen (sinngemäß aus dem Englischen übersetzt):
- 70% aller untersuchten Gewässer befinden sich in Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien
- Estland weist unter allen EU-Ländern tatsächlich den höchsten Prozentsatz an nicht adäquater oder mangelhafter Gewässerqualität aus: 5,7% (in Zahlen ausgedrückt allerdings nur 3 unzureichende von 53).

Auch einsame Strände mit guter Wasserqualität:
bald gehts wieder los mit dem Badespass
an der estnischen Ostsee (im Bild ein Strand
auf Saaremaa)
Eines ist also schon mal klar: nicht 6% saubere Gewässer sind in Estland zu erwarten, sondern 94,3%. Und auch Spanien und Frankreich fallen nur dann negativ auf, wenn man nur die Statistik aller 28 EU-Staaten liest. Unzureichende Gewässerqualität wird in Frankreich bei 3,5% und in Spanien bei 3.3% festgestellt - da dort zahlenmäßig viel geprüft wird, fallen die absoluten Zahlen auch hoch aus: in Frankreich 116 unzureichende Gewässer, in Spanien 71.

Wirklich bedenklich fallen aber die Ergebnisse für die Schweiz selbst aus - aus deren Sicht Franzosen, Spanier oder Esten eben nur deshalb "dreckig" sein können, da in der EU-Statistik die Schweiz nicht genannt ist. Wer den ausführlichen Bericht liest (auf der EEA-Webseite frei verfügbar), dem fällt schnell auf, dass 2012 noch 335 Gewässer in der Schweiz geprüft wurden, 2013 aber lediglich 167. Grund angeblich: 172 Gewässer wurden fürs Baden dauerhaft geschlossen.
von den 167 geprüften Schweizer Gewässern waren 37 nicht bewertbar, weil zu selten Proben entnommen wurden (das sind schon 22,2%!). So kommt es, dass der Bericht nur für 77,8% der Schweizer Inlandgewässer ausreichende Qualität bescheinigt (einer der niedrigsten Werte aller Länder!). Na, wenn das die "Schweizer Taktik" ist: bei Problemen die Gewässer für die Öffentlichkeit schließen, oder gar keine Proben nehmen ...

Die Probleme in Estland dagegen scheinen hauptsächlich zu sein, dass bei der geringen Gesamtzahl der Badeplätze einzelne "schwarze Schafe" schon mit einer statistitisch relativ hohen Zahl herausstechen (bei den Inlandgewässern 1 Gewässer, bei den Küstengewässern 2). Die Stellen mit unzureichender Badewasserqualität befanden sich in Alt-Pärnu, in Karepa an der Nordküste und am Anne-Kanal in Tartu. Kurzzeitige Probleme gab es auch in Kuresaare auf Saaremaa, dies wurde aber extremen Wetterbedingungen zugeschrieben, Badevorbote konnten nach einiger Zeit wieder aufgehoben werden.
Also: auf in die estnische Badesaison!

EEA Bericht Badegewässer in Europa    /   EEA Badegewässerbericht für Estland

Detaillierte Zahlen zu den einzelnen Messungen (estnisch)

Montag, Mai 26, 2014

Europawahl 2014 - Ergebnisse für Estland


Wahlbeteiligung 36.44%

Ergebnis nach nationaler Partei (Wähler und Wählerinnen hatten die Möglichkeit, bevorzugte Kandidat/innnen auf der gewählten Liste nach vorn zu wählen)

Hochrechnung 26/05/2014

Eesti Reformierakond (Reformpartei) - 24,3% (2009 = 15,3%)
2 Sitze - Andrus Ansip (45037 Stimmen persönlich), Kaja Kallas (21504 Stimmen persönlich).

Sotsiaaldemokraatlik Erakond (Sozialdemokraten) - 13,5% (2009 = 8,7%)
1 Sitz - Marju Lauristin (26871 Stimmen persönlich)

Eesti Keskerakond (Zentrumspartei) - 22,3% (2009 = 26,2%)
1 Sitz - Yana Toom (25263 persönliche Stimmen)

Einzelkandidat Indrek Tarand - 13,2% (2009 = 25,8%)
1 Sitz (43390 persönliche Stimmen)

Erakond Isamaa ja Res Publica Liit (Vaterlandsunion / Res Publica) - 13,9%
1 Sitz - Tunne-Välo Kelam (18773 persönliche Stimmen)


Einige weitere Ergebnisse: 

Eesti Konservatiivne Rahvaerakond (Konservative Nationalisten) - 4,0%

Kristiina Ojuland (Einzelkandidatin, Ex-Aussenministerin) - 0.9%

Erakond Eestimaa Rohelised (Estnische Grüne) - 0.3% (2009 = 2,7%)

Wahlergebnisse der Estnischen Wahlkommission