Montag, Februar 10, 2014

Kratzen am olympischen Mythos

Ausgerechnet passend zu einem der sportlichen Saisonhöhepunkte in Estland - die olympischen Winterspiele Sochi 2014 gehören mit Sicherheit dazu - bekommt ein weiteres der großen sportlichen Vorbilder Estlands weitere Kratzer. Kristiina Šmigun, inzwischen verheiratet als Šmigun-Vähi, zweifache Goldmedaillengewinnerin der Spiele in Turin 2006, wird eben wegen dieser Turinger Wettkämpfe das Dopings beschuldigt. Quelle dieser Nachrichten war vor einigen Tagen die russische "Ves Sport".

Estnischer Modellathlet:
auch vergangene Erfolge
mit Fragezeichen?
Kirstjan Port, Chef der estnischen Anti-Dopingagentur, sagte dazu die Untersuchungsmethoden würden eben nach und nach immer mehr verfeinert, daher die häufigen Nachtests. Auch Andres Veerpalu, 2001 Langlauf-Weltmeister und Doppel-Olympiasieger 2002 und 2006, hatte sich noch 2011 Doping-Vorwürfen ausgesetzt gesehen. Er sorgte erst kürzlich mit einer eigenen Modekollektion für Aufsehen und hält sich im Auftrag der Mannschaft Kasachstans in Sochi auf. Seine Sperre war dann vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wegen Zweifeln an den Untersuchungsmethoden (nicht wegen Zweifeln an den Befunden) wieder aufgehoben worden (siehe FAZ). Details zu den aktuell neuen Untersuchungsergebnissen - die nicht nur Šmigun betreffen sollen - sind zur Veröffentlichung nach Ende der Olympischen Spiele von Sochi angekündigt. Šmigun-Vähi sagte zu den Vorwürfen, ihr selbst sei erst vor zwei Monaten versichert worden, in den Tests seien keine verbotenen Substanzen gefunden worden - wie es auch gar nicht sein könne, da sie ja solche nie genommen habe. Unter anderem hatte sie auch einen Lügendetektor zu Hilfe genommen, um Argumente für ihre Unschuld zu sammeln.
Šmigun-Vähi ist inzwischen auch Vicepräsidentin des Nationalen Olympischen Komitees (EOK) in Estland.

Zu möglichen Folgen positiver Dopingtests gegen die beiden estnischen Langlaufsportler äußerten sich bereits tschechische Medien (Radio Prag, Prague Post)), denn falls beiden ihre Medaillen von Turin aberkannt würden, könnten zwei Tschechen die "Nutznießer" sein: Veerpalu hatte in Turin das Rennen über 15 Kilometer klassisch vor Lukáš Bauer gewonnen, Smigun-Vähi siegte damals im Skiathlon vor Kateřina Neumannová.
Auch norwegische Medien (VG) sind inzwischen aufmerksam geworden, da Šmigun 2010 ihre Silbermedaille vor der norwegischen Langläuferin Marit Bjørgen gewonnen hatte, die auch in Sochi schon wieder erfolgreich war. Bjørgen selbst, von der norwegischen Presse nach Šmigun befragt, erklärte die Meldungen für "bloße Gerüchte".

Esten in Sochi - hier das Tammsaare-Museum
Medaillienträume gibt es für estnische Athleten in Sochi diesmal nicht; so sagte es sogar der estnische Sportchef Marko Kaljuveer der estnischen Presse. Für die Berichterstattung aus der Olympiaregion wichtiger scheint da, dass es dort auch mal estnische Besiedlung gab:die estnische Zeitung Ohtuleht entdeckte Valter German, 62-jähriger Vorsitzender der "Estosadok Society". Esto Sadok ist eine frühere estnische Siedlung, wo sich 1886 36 estnische Familien niederließen. Wörtlich übersetzt bedeutet dies "estnisches Gärtchen" - das Thema wurde auch schon von Journalisten aus Österreich entdeckt, und es beherbergt auch ein Museum des estnischen Schriftstellers Anton Hansen Tammsaare, der 1912/13 dort wohnte. Über einen Museumsbesuch dort ist auch bei "Ost-Impuls" nachzulesen, Infos auch bei "Visit Sochi". Im Moment sind dies wahrscheinlich die angenehmeren estnisch-bezogenen Aktivitäten in Sochi.

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