Dienstag, September 21, 2010

Erinnerungskulturen IX

Es geht um den 2. Weltkrieg. Um die unterschiedlichen Bewertungen und Sichtweisen der Jahre bis 1945. Hier gibt es große Unterschiede in Europa. Nicht nur innerhalb des alten Westens, sondern besonders zwischen Osteuropäern und Westeuropäern. Der letzte Post darüber war vor über zwei Jahren, jetzt eine Fortsetzung.

1991 kam ich das erste Mal nach Tallinn. Auch ich dachte, dass die Kriegszerstörungen in der Stadt Folge des Angriffs der Wehrmacht waren. So lautete auch die offizielle Geschichtsschreibung der Sowjetunion bis 1991. Doch es war die Sowjet-Luftwaffe:
Tallinn 1991 old town ruins
Es war klar, dass die historischen Fakten nicht korrekt dargestellt worden waren. Nur warum dann die Bombardierung 1944?
Und hier gibt es noch recht große Interpretationsunterschiede. Im Internet dreht es sich vor allem um den estnischen Anteil an der deutschen Kriegsführung. Und da ist oft von Freiwilligenverbänden, sogar auf Seiten der SS, zu lesen.

Gedankensprung. Der Todestag eines Esten in Tschechien. 1945. Dazu habe ich einen Kommentar gefunden, den ich leider auf seine historische Richtigkeit nicht überprüfen kann, er stellt den Rote-Armee-Soldaten ein positives Zeugnis im Umgang mit estnischen Kriegsgefangenen aus:
I've been talking with large amount of veterans about the event in Chech Republic back in May 45 and many of them have said that the Russian soldiers and officers treated the captured Estonians with much more dignity and compassion than local partisans. Which of course is quite understandable- Russians were the front soldiers and they saw Estonians as POW's, while Chechs were civilians for whom my country mates were only the murderous scum. And as for the torturing- I've never heard that Russians had tortured any Estonian POW's at these days (a few years after the war's end they started to do it, though), nor did they execute them right after the capturing. That's just the sad history of Estonia- first communist Russia occupied us, then nazi Germany liberated us from Stalin and occupied us. The WWII was not our war, but we were taken by it's whirlwinds against our will, fighting side by side with both enemies, hoping that one day our country will be free again. It didn't happen and it's not our grandfathers' fault. And what could be more unfair than to be killed by some third nation, with whom we had nothing to do during the whole war? For me it's undescribebly tragic.
von gnadenlose
in War Relics Forum
1945 wurde Paul Maitla hingerichtet. In Tschechien. Im Internet findet sich sein Name sehr häufig unter rechtslastigen Seiten. Siehe da, ein Ritterkreuzträger.

Nur hatte er laut einer estnischen Dokumentation einen eher großen Abstand zu den Kriegsdeutschen. Wie auch viele andere. Und ganz so freiwillig war die Teilnahme am deutsch-sowjetischen Krieg auch nicht. Eine Dokumentation aus dem Jahr 2006, gezeigt auf dem Black-Nights-Festival in Tallinn, ist jetzt auch im Internet zu sehen, mit englischen Untertiteln. Ich hoffe, sie ermöglicht eine differenzierte Sichtweise der Kriegsereignisse.
Sinimäed - Die blauen Hügel, ein Film über einen der schwersten und verlustreichsten Kämpfe in Estland während des zweiten Weltkriegs. Acht Monate blieb dieser Frontabschnitt bestehen.

Battle of Tannenberg Line, Wikipedia

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