Sonntag, Juni 27, 2010

Hansetreffen auf estnisch Art

Viele kennen die Hanse auch dem Geschichts- unterricht - im Mittelalter war es ein bedeutender Zusammenschluß von Städten, die vor allem übers Meer und vor allem an der Ostsee Handel betrieben. Eigentlich als "Vereinigung niederdeutscher Kaufleute" gegründet und betrieben, gibt es heute auch ein anderes Hanseverständnis, das sich weder auf nur eine Nationalität noch auf nur ein Land beschränkt: der seit 1980 wieder ausgerichtete HANSETAG bringt Menschen aus Städten "zwischen Aberdeen und Nowgerod, zwischen La Rochelle und Bergen" zusammen und ist per im Jahre 2000 beschlossener Satzung inzwischen, modern ausgedrückt, eine NGO (Nichtregierungsorganisation).
Ob Wirtschafts- verträge und Standesdenken heute weiterhelfen würden wie es in geschichtlichen Zeiten üblich war, das bleibt dabei eher unklar. Klar ist seit 1980 aber, dass der alljährliche Hansetag die Möglichkeit geben soll, "Tradition und Geschichte sowie ihre kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung einer großen Öffentlichkeit in geeigneter Form darzustellen" (§9 der Satzung). Kleiner Nachteil: die Ausrichter müssen die Kosten der Veranstaltung selbst aufbringen. 
Dennoch sind auch die zukünftigen Ausrichter bereits viele Jahre im voraus festgelegt. Schon 1992 war es Tallinn, 2001 Riga, 2005 Tartu, und am Wochenende 24.-27.Juni 2010 Pärnu (2015 wird es dann Viljandi sein).

Besonders aktiv von deutscher Seite zeigen sich bei den "neu-hansischen" Aktivitäten die mittelgroßen und die kleineren Städte. Seit 1980 gab es bereits Hansetage in Dortmund, Duisburg, Köln, Hamburg und Osnabrück, aber auch in Lübeck, Neuss, Braunschweig, Wesel, Münster, Stade, Soest, Frankfurt/Oder, und Lippstadt. 2008 war mit Salzwedel die bisher kleinste deutsche Stadt Veranstalter (25.000 Einwohner). Neben der Organisation "Die Hanse" besteht parallel eine Jugendorganisation ("Youth Hansa").

Dem Teilnehmerverzeichnis des Hansetages 2010 in Pärnu zufolge nahmen 34 Delegationen deutscher Städte - von Alfeld/Leine bis Wismar in diesem Jahr in Estland teil. Dem entsprechend relativ groß ist auch die Aufmerksamkeit in vielen deutschen Regionalmedien: in Städten wie zum Beispiel Lippstadt, Halle, Hamm, Lemgo, Kyritz, Salzwedel, Attendorn, Lüneburg, Herford gab es bereits Vorabberichte über die Planungen und Aktivitäten. Zu erwarten ist also, dass sich aus diesem Anlaß auch wieder viele neue Verbindungen und Kontakte zwischen Deutschland und Estland knüpfen ließen.

P.S.: auch das "Publik-Viewing" (öffentliches Fernseh-Schauen) des Spiels Deutschland-England war in Pärnu gesichert, wie aus diesem Bericht der Rheinischen Post über die Delegation aus Kalkar deutlich wird.


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