Donnerstag, August 14, 2008

Cyberwar - virtuelles Verwirrspiel, estnische Erfahrungen

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Georgien haben auch eine neue Diskussion um den sogenannten "Cyberwar" eröffnet. Einerseits deswegen, weil Estland gern Georgien mit estnischen Erfahrungen aushelfen will (AFP), und die IT-kundige Szene bereits zu berichten weiß, dass Estland bereits die Webseite des georgischen Aussenministeriums hostet (PCWelt). Andererseits wird das als "sich verschärfende Cyber-Auseinandersetzungen" gedeutet.

Vielleicht ist es aber auch schlicht und einfach ein Zeichen dafür, dass über das Internet eben inzwischen auch in Europa jede Art propagandistische Auseinandersetzungen laufen. Ich selbst hatte zumindest den Eindruck, dass auch die Seiten der staatlichen russischen Nachrichtenagentur "RIA Nowosti" in den vergangenen Tagen eine längere Zeit nicht zu erreichen waren. Also geht es wohl auch beim Blockieren der anderen und im Gegenzug Groß-Herausbringen der eigenen Seiten in erster Linie um die "virtuelle Lufthoheit" auf dem Felde der Propaganda.

Die NETZEITUNG bringt dazu eine ausführlichere Analyse. Dort ist auch von "Edit-Schlachten bei Wikipedia" die Rede. Aber auch davon, dass von Beeinträchtigungen militärischer oder wirtschaftlicher Art bisher noch keine Rede sein könne (im Fall Georgien, und bezogen auf die "virtuellen Angriffe"). Schlußfolgerung: digitale Aufrüstung, die sich in der Öffentlichkeit bemerkbar macht, zwingt politische Gegner zunächst mal nur dazu, ebenfalls tätig zu werden. Eine "Übermacht", die sich etwa aus der Größe eines Landes schließen lassen könnte, ist damit aber nicht verbunden.

Beim IT-Spezialisten HEISE.DE werden auf russischer Seite Namen genannt: ein "Russian Business Network" sei dafür verantwortlich, dass drei wichtige Verbindungsserver (zwei in Russland, einer in der Türkei) blockiert worden seien, somit die georgischen Seiten nicht mehr erreichbar waren. Ob die Blockade russischer Server dazu führt, dass auch russische Seiten mit betroffen sind, wird an dieser Stelle leider nicht erklärt.

Eine weitere Meinungsäusserung gibt es auf SPIEGEL ONLINE. Das Zwischenfazit dort weist darauf hin, dass im Laufe der vergangenen Woche eben viele Einzelmenschen aus persönlicher Motivation, und mit guten IT-Kenntnissen ausgestattet, aktiv waren. Viele davon "hätten ihre Pubertät noch vor sich", so der SPIEGEL süffisant, und für die Regierungen sei deren Aktivität "konkurrenzlos billig" (wenn sie in den jeweiligen Kram passen).

Vielleicht ist es ja auch das - als Ziel von "Cyberwar-Abwehrmaßnahmen"? Die Regierungen vor den kenntnisreichen Bürgen zu schützen? Oder werden eher die Polizei- und Anticyberwar-Behörden politisch entsprechend fanatisierte Bürger dort gewähren lassen, was ihre liebste Spielwiese zu sein scheint?

1 Kommentar:

  1. Gadi Evron aus Israel hat sowohl die Ereignisse in Estland als auch in Georgien beobachtet, gefunden beim Blog Medien BackSpin

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