Dienstag, Mai 17, 2005

"Kleine Tiger" - werden gekauft

Kleine Tiger ist seit Jahren ein beliebter Begriff in deutschsprachigen Medien, um die aufstrebende Wirtschaft der drei baltischen Staaten zu beschreiben. Fernostasien liefert das Vorbild. Der Spiegel hat das Bild erneut in der jüngsten Ausgabe verwendet: "Osteuropas Tiger greifen an", und heute auch die Financial Times Deutschland: "Baltische Tiger".
Doch leider werden einige dieser Tiger, bevor sie richtig erwachsen werden, von den größeren "schwerfälligen Industriestaaten des alten Europa" (Spiegel) aufgekauft. "Die Übernahmen großer baltischer Firmen durch schwedische und finnische Konzerne trocknen die heimischen Kapitalmärkte aus" (FTD).
Jüngstes Opfer dieses Übernahmetrends war der bisher marktschwerste Titel Hansabank, den sich die Swedbank einverleibt hat. "Bislang hat die Hansabank die baltischen Börsen dominiert", sagt Andreas Männicke, Herausgeber des Ostbörsen-Newsletters "East Stock Trends". "Für den Anleger ist es bedauerlich, dass die Bank nach der Übernahme jetzt wahrscheinlich ganz von der Börse verschwinden wird."
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Siehe auch die Blogs dazu im März/April

Nun ist es auch bei MicroLink soweit, eine Firma die sich zum führenden PC Hersteller der Region entwickelt hatte.
Over the years, MicroLink has been the leader in various areas of Baltic IT and technology industry. Started by Rainer Nõlvak and Hanno Haamer in 1991 it quickly established itself as Baltic PC leader and started to diversify into various new businesses. Between 1998 and 2000 the group grew into leading pan-Baltic IT systems house which currently employs 553 employees. Besides IT services, the group was the parent of Delfi portals, the leading new media company in the Baltics, and SAF Tehnika, the leading technology venture in the region. MicroLink exited Delfi and SAF in 2004 through strategic sale and IPO, respectively.

"For the financial investors, MicroLink has been both excellent investment as well as an amazing company with distinctive culture and brilliant people," said Rautiainen. "The new owners have recognised the value of this team and its experience in building an international IT powerhouse."

Diesmal können sich auch einige Dänen über den Erwerb freuen, gerechterweise muss aber hinzugefügt werden, dass auch baltisches Kapital daran beteiligt ist.

Die Firmenaufkäufe zeigen deutlich, was es bedeutet Jahrzehnte vom Kapitalmarkt abgeschnitten gewesen zu sein. Oder andersherum fantasiert: Wieviele Firmen wären heutzutage unter baltischer Regie (z.B. deutsche oder französische). Aber wir sind ja im unterkühlten skandinavischen Mentalitätsraum. Außer einem verärgerten Achselzucken wir es von estnischer Seite kaum Gegenwehr geben.

1 Kommentar:

  1. Nachtrag aus der Baltic Times vom 20.04. 2005 zu Hansapank. Harte Worte Richtung Schweden nach der Übernahme:

    Heldur Meerits, Neivelt’s first boss in the days when the bank employed fewer than 20 people, has opposed Swedbank’s plans, which he believes may undermine the company’s management team.

    “I’ve heard comments from the management that, following the takeover, they won’t have time to work on further expansion but will spend all their time having meetings in Stockholm,” Meerits told The Baltic Times.

    He remains unsure about the long-term future of the bank. “I don’t know how clever the Swedes are in managing this organization,” he said. “When I think what the Swedbank managers have said, it seems they’re not clever enough.”

    In fact, it was Swedbank’s takeover that prompted Neivelt’s departure. “Hansabank will be a subsidiary,” Neivelt said. “It’s not a challenge for me to be just the head of one unit in a larger company. I don’t have the energy or passion to work for the Group for the next few years.”

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