Einer Pressemeldung des ERR zufolge gibt es in Estland mindestens zwei Kindergärten, in denen Võro and Seto gesprochen wird. Kleines Land, viele Sprachen: Estland. Aber aus Sicht dieser Volksgruppen ist es wohl schon ein Erfolg, dass hier von "Sprachen" die Rede ist - nicht etwa von Dialekten.
Ja, es gibt eine setoische Sprache; das dokumentiert unter anderem das Seto-Institut (seit 2010). 12.500 Menschen sprechen Seto - sagt "omniglot". Und erst kürzlich wurde der dritte Band einer Buchreihe über Kultur und Sprache der Seto herausgegeben (err). Einerseits stelle diese eine "weltweit geschätzte Kostbarkeiten" dar, so Herausgeber und Sprachwissenschaftler Karl Pajusalu. Unter Jugendlichen sei die Sprache manchmal nur noch als "Geheimsprache" bekannt (err). "Was wir heute so in den Medien hören, ist eine Mischung aus der alten südestnischen Sprache und der heutigen gemeinsamen estnischen Sprache. Die historische südeestnische Sprache, aus der sich die heutigen Sprachen Seto, Võro, Tartu und Mulgi entwickelt haben, trennte sich am frühesten von der westfinnischen Sprachgemeinschaft. Daher ist sie auch die einzigartigste und bedarf besonderer Pflege und Förderung", erklärt er.Der Wortschatz der Seto-Sprache sei besonders reichhaltig, meint Pajusalu. Aus Aufführungen von Theaterstücken in Seto-Sprache sei bekannt, dass auch Estinnen und Esten dann eine Übersetzung benötigen. "Jeder Sprecher, der die Seto-Sprache gut beherrscht, kann selbst Wörter bilden, da die Wortbildung in der Seto-Sprache noch lebendig ist, wie es früher in allen finno-ugrischen Sprachen der Fall war“, so Pajusalu. Etwa 20.000 Menschen in Estland hätten sich anlässlich der letzten Volkszählung noch dazu bekannt, Seto zu verstehen und zu sprechen - aber unter den jungen Menschen schreite der Sprachwechsel zur estnischen Schriftsprache immer schneller voran. "Aber auch in Japan sind schon Bücher über Seto geschrieben worden!"
Also ist es sowohl erstaunlich, wie auch folgerichtig, dass es in Estland offenbar zumindest zwei Kindergärten gibt, in denen Seto gesprochen wird. Der eine befindet sich in Meremäe, ganz an der südöstlichen Grenze Estlands gelegen, der andere in Võru. Wie Võro und Seto" gesprochen.Der sprachliche Unterschied ist manchmal "klein, aber fein": als Begrüßung nicht mehr "Tere hommikust", sondern "tere hummogust", und nicht "Läheme sööma" wenn es etwas zu essen gibt, sondern "lähme süümä" (ERR) Und die Kinder lernen auch "sõir" herzustellen - den Seto-Käse (bei dieser Vokabel gibt so manche Übersetzungs-App auf). Unbekannt ist diese Spezialität aber nicht, wie entsprechende Darstellungen zeigen (Heinzelcheese / Baltic Sea Cuisine / tasteatlas); es findet sich dazu auch eine Erläuterung in Võro.
Allerdings gibt es auch Berichte, dass Bemühungen, Võro and Seto den Status einer regionalen Amtssprache zu gewähren derzeit auf Eis liegen - es gibt Befürchtungen, dass damit ein Präzidenzfall für Russisch in anderen Gebieten Estlands geschaffen werden könnte (err)





































